Burnout – Light in: Wege aus der Krise

Burnout – ein Zeitbegriff. Immer mehr Menschen sind davon betroffen, spüren die schmerzlichen Symptome an Körper, Geist und Seele. Selten ein Artikel, der über die Auswirkungen dieser „Gesellschaftskrankheit“ auf das Gesundheits-, Wirtschafts- und Finanzsystem hinausgeht. Das Wesen, die Essenz dieser Krise ist und bleibt im Nebel, weil sie uns allen den Spiegel vor Augen hält. Dieser Bericht soll mehr Licht ins Dunkel der Betroffenen bringen, Anstoss zu Hoffnung, Hilfe und Selbsthilfe sein.

 

Die Gesellschaft – Spiegelbild unserer Seelen

Seit vielen Jahren arbeite ich in Einzelberatungen und leite Seminare mit Betroffenen. Dabei ist es wichtig, äussere Faktoren zu erkennen, die ein Burnout begünstigen oder auslösen. Wahre Veränderung aber kann nur im Innern stattfinden, sie zieht automatisch eine Veränderung der äusseren Umstände nach sich.

Gesellschaftskrankheiten zeigen auf, wo die Gesellschaft krankt. Herzinfarkt, Depression, Krebs oder eben Burnout sind allesamt Leiden, welche sich nicht mit einer „Helmpflicht“ präventiv verleugnen lassen. Dabei erwähne ich die Helmpflicht wertfrei symbolisch für die Verschleierung der Tatsache, dass wir viel schneller unterwegs sind in unseren Leben, als es die Natur für uns vorgesehen hat. Auf den ersten Blick scheinen und fühlen sich Betroffene des Burnout als Kranke, Schwache oder Verlierer. Betrachten wir jedoch die Gesellschaft als Organismus, so sind diese Menschen stellvertretend für das schwächste Glied, bei dem sich das Symptom manifestiert. So gesehen trägt der „Kranke“ auch das Fehlverhalten der Gesellschaft auf seinen Schultern. Jedes „Outing“ eines Betroffenen trägt nun wesentlich zur Gesundung der gesamten Gesellschaft bei, die mit steigender Zahl der Betroffenen zu Bewusstwerdung und Umdenken gezwungen wird. Ein langer, guter und interessanter Prozess, die äussere Seite der Veränderung. Wie aber kann sich ein Betroffener helfen, sein inneres Verhalten so zu verändern, dass er zur eigenen Kraft und Lebendigkeit zurückfindet?

 

Sich selbst verändern verändert die Welt

Der erste Schritt zur Heilung, wenngleich oft schmerzlich, ist der wichtigste: Hinschauen und annehmen. Welche inneren Muster bewirken, dass ich mir einen Lebensrhythmus angeeignet habe, der mir nicht entspricht? Was lässt mich ja statt nein sagen, welche alten Botschaften und Wunden wirken noch auf meine heutigen Entscheidungen, haben mich von den tiefen Wünschen und Freuden abgedrängt, die ein jeder als Kind besitzt? Wovor habe ich Angst? Diese Fragen lassen sich oftmals nicht auf geistiger Ebene beantworten, zu selbständig laufen inneren Prozesse ab. Diese schützten uns zwar einst vor Verletzungen, schliessen heute aber oft unsere Träume und Bestimmung mit aus, sodass irgendwann Leere, Sinnkrise, Angst und Erschöpfung uns beschleichen. Der Körper ist dabei ein wichtiger Schlüssel zu unseren Schätzen, denn er hat unsere ganze Lebensgeschichte gespeichert und weiss was wir benötigen. Drum meldet er sich beim Burnout als erster. Geben wir ihm die Gelegenheit, auszudrücken was er sagen will, öffnen sich ungeahnte Horizonte. Aus diesem Grund steht das bewusste Wahrnehmung des Körpers und seinen Signalen sowie das angleichen an die geistigen und seelischen Bedürfnisse im Zentrum der Arbeit auf dem Weg zur Heilung. Burnout, so verschlüsselt seine körperlichen Botschaften sein mögen, ist im Wesenskern eine seelische Lebenskrise. Wir sind von unserem Weg abgekommen, das Kind in uns droht zu ersticken, wir haben uns selbst betrogen. Und haben nun, dank der Symptome des Burnout, die grossartige Chance, uns wiederzufinden. Wird eine Krankheit erkannt und verstanden statt verdrängt, werden Wunder möglich, wo Verzweiflung herrscht. Es ist der lange Weg zu einem ehrlichen Umgang mit sich selbst, zu Selbstliebe und Vergebung. Woraus automatisch ein neuer Umgang mit dem Aussen resultiert. Wer offen genug für eine Veränderung oder Transformation seines Lebens ist, kann als Heiler für die Gesellschaft gesehen werden, denn mit der inneren Veränderung geschieht auch in seinem Umfeld vieles. Zum Positiven, zu einer höheren Lebensqualität.

 

Bewusstseinserweiterung als Weg aus der Krise

Doch Achtung, dieser Weg hat Risiken und Nebenwirkungen: Es kann für eine gewisse Zeit wehtun, was wir in uns entdecken, und mit dem Schlafwandel durch das Leben ist es vorbei. Wir haben uns unseren Ängsten zu stellen, und werden überrascht sein, was wir dabei finden: Dahinter wartet weder ein Dämon noch der Tod, sondern unser inneres Kind, das lange schon darauf wartet, in den Arm genommen zu werden. Erhöhtes Bewusstsein für den eigenen Körper, den Geist und die Seele bedingen Achtsamkeit, oft Unbequemlichkeit und die Bereitschaft, hinzuschauen was wirklich geschieht. Mit Mut und Vertrauen einzugreifen, wenn es nötig erscheint, auch wenn wir damit alleine stehen. Die innere Arbeit in Seminar und Therapie, gefördert und begleitet, hat zum Ziel, grösstmögliche Bewegungsfreiheit zwischen scheinbaren Gegensätzen (Vorurteilen) und somit Entscheidungen herzustellen, Blockaden auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene wahrzunehmen, abzubauen und so die wahren individuellen Werte und Bedürfnisse eines jeden zu berühren, ihn in seinen natürlichen Fluss der Lebenskräfte zu führen. Denn so lange uns nicht klar ist, wo wir hin wollen, bleiben wir wo wir sind, und sei dies noch so unbequem. Time out, gesunde Ernährung, körperliche Betätigung, Work – Life Balance etc., sie alle sind wichtige Pfeiler des Gebäudes der Heilung. Verstehen wir aber nicht die seelische Botschaft des Burnout, bleiben diese Massnahmen möglicherweise Symptombekämpfung bis zum nächsten Mal. Im Fluss der Lebensenergie zu sein heisst sich selbst zu sein. Wer sind wir, hinter unseren Gedanken, Sorgen und Beurteilungen? Was, wenn noch ganz andere Qualitäten in uns stecken, als wir bewusst wahrnehmen? Was, wenn es für uns einen Lebens- plan gibt, der uns glücklich macht und um dessen Erfüllung wir uns bislang zu wenig gekümmert haben? Es sind die dankbarsten Moment dieser Arbeit: All die fröhlichen Gesichter der Kinder zu erblicken, die sich lange hinter den geformten Minen des Lebens versteckten. Eine Sekunde manchmal nur, lange genug, um die Zukunft entscheidend umzuformen. Um Ressourcen zu berühren, die unentdeckt schlummern. Ich wünsche allen Betroffenen den Mut, den Weg zu sich selbst zu gehen, das Wissen und Gefühl um eine höhere Kraft, die uns führt, wenn wir uns ihr anvertrauen. In Liebe und Geduld mit uns selbst und anderen. Das Burnout als Chance. Herzlich willkommen zu einem bewussteren Leben!

 

Erste Hilfe für Burnout-Betroffene

  1. Teilen Sie sich einer oder mehreren Vertrauenspersonen mit, erzählen Sie wie Sie sich fühlen, beschönigen Sie nichts und seien Sie offen und ehrlich, lassen Sie Emotionen zu und geben Sie sich Ihren „Schwächen“ hin, erleben Sie dies bewusst, ohne zu urteilen. Werden Sie „nah- und tröstbar“, dies wird zu Ihrer Stärke werden.
  2. Nehmen Sie sämtliche Symptome wahr und ernst, und bedanken Sie sich bei ihnen, dass diese Ihnen mitteilen wollen, dass Sie sich vernachlässigt haben. Nehmen Sie Ihren Körper wie Ihren Geist als Spiegel dessen wahr, wie Sie mit sich selbst im Kontakt stehen. Welche Symptome treten wie wo wann auf, was könnten sie auf symbolischer Ebene aussagen? Sehen Sie diese Situation als Chance zum persönlichen Wachstum! Gehen Sie dabei geduldig mit sich um, alles braucht seine Zeit.
  3. Ernähren Sie sich regelmässig, warm und ausgewogen. Ziehen Sie sich zu diesem Thema professionelle Hilfe bei.
  4. Unternehmen Sie so oft als möglich ausgedehnte Spaziergänge in der Natur, vorweg an Orten, zu denen Sie immer schon gehen wollten. Planen Sie diese Zeiten fest ein! Dies ist kein sinnloser Zeitverlust, sondern ein wichtiges Element, um wieder zu sich selbst zu gelangen. Wenn Gedankenkreisen den Spaziergang beeinträchtigt, zählen Sie z.B. Ihre Schritte, oder zählen Sie laut die Farben auf, die Sie sehen, oder sagen Sie laut die Klänge auf, die Sie wahrnehmen. So lenken Sie den Geist auf das Hier und Jetzt, wo gerade keine Sorgen existieren!
  5. Handeln Sie 3x am Tag bewusst entgegen Ihren Gewohnheiten. Dies kann in ganz kleinen Dingen geschehen, und grosse Dinge können daraus wachsen! (z.B. einen neuen Weg einschlagen, mit Menschen sprechen, mit denen Sie bisher nicht gesprochen haben, in einem anderen Laden einkaufen, auf der anderen Seite das Bett verlassen etc.)
  6. Gönnen Sie sich 1x am Tag etwas ganz Besonderes, das Sie bisher glaubten nicht verdient oder keine Zeit dazu zu haben.
  7. Lassen Sie mindestens 1x täglich Leere und Stille zu. Hierzu empfehle ich verschiedene Meditationstechniken, die den Einstieg erleichtern. Am wichtigsten sind die Momente vor und nach dem Schlaf. Die Meditation ist der kraftvollste Weg zu dem, was wir wirklich sind!
  8. Lachen Sie so oft als möglich herzlich, am besten über sich selber!
  9. Drei Umarmungen pro Tag lassen Ihr Herz gesund schlagen! Wagen Sie, Nähe zuzulassen, wo sie uns die gesellschaftliche Konvention verbietet. Fehlender menschlicher  Kontakt (physisch wie psychisch) ist ein Hauptfaktor des Burnout!
  10. Wenden Sie ihr Interesse zu etwas hin, das Sie bislang als uninteressant beurteilten. Dies kann im Bereich Hobby, speziell aber im Beruf sein. Was existiert noch ausser dem, was wir den ganzen Tag betrachten? Seien Sie neugierig wie ein kleines Kind! Helfen Sie, spontan und ohne Bezahlung, wo der Moment es möglich macht. Oder wo gemeinnützige Organisationen es anbieten. Lassen Sie sich vom Zauber der Unwirtschaftlichkeit und der Demut überraschen!